Von Fenna Diers
Wir durften Frau Nancy Faeser, die erste weibliche Bundesinnenministerin in Deutschland
interviewen. Frau Faeser ist seit dem 8. Dezember 2021 in Ihrem Amt als Bundesinnenministerin tätig
und vertritt dort die SPD.
INTERVIEW
Wie sieht Ihr Traumurlaub aus?
Mein Traumurlaub ist ganz einfach, dafür brauche ich gar keinen fernen und exotischen Ort. Das
größte Glück ist für mich, mit meinem Sohn und meinem Mann Zeit am Meer oder in der Natur zu
verbringen, zu reiten und die Zeit kurz stehenbleiben zu lassen. Das geht in meinem
Was wollten Sie als Kind werden?
Feuerwehrfrau.
Wieso sind Sie in die Politik gegangen?
Mein Vater war Bürgermeister einer kleinen Stadt, das hat mich sehr geprägt. Ich wollte immer Dinge
verändern, deshalb habe ich selbst später 30 Jahre lang Kommunalpolitik gemacht. Da sind
Veränderungen direkt spürbar, ob in Schulen, bei der Feuerwehr oder in Sportvereinen. Und der
Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern ist eng, man begegnet sich jeden Tag. Diesen Kontakt
suche ich heute immer noch, wann immer es geht.
Wenn Sie ein Gesetz direkt und alleine beschließen könnten, welches wäre dies?
Es ist gut, dass das in der Demokratie niemand alleine kann, sondern die gewählten Abgeordneten im
Bundestag über Gesetze entscheiden. Aber ich kann Vorschläge machen. Mir ist besonders wichtig,
dass wir unsere Sicherheit weiter stärken: zum Beispiel für mehr Schutz von Kindern und von Frauen
vor Gewalt sorgen.
Sie sind die erste weibliche Bundesinnenministerin in Deutschland. Gab es Hürden die Sie nur
aufgrund Ihres Geschlechts bewältigen mussten?
Für mich ist es völlig selbstverständlich, dass Frauen genauso wie Männer Verantwortung in hohen
Ämtern tragen, auch im Bundesinnenministerium. Aber das sahen vielleicht nicht immer alle so. Es ist
ja schon erstaunlich, dass ich im Jahr 2021 die erste Frau in diesem Amt war. Für mich ist vor allem
wichtig, dass wir auf allen Ebenen und in vielen staatlichen Stellen mehr Frauen haben: bei der
Polizei und den anderen Sicherheitsbehörden genauso wie in der Regierung.
Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft der Digitalisierung in Bezug auf die Kriminalität ein?
Die Digitalisierung ist entscheidend, um Kriminalität effektiv zu bekämpfen. Wir brauchen zum
Beispiel Systeme mit künstlicher Intelligenz, um Täter in Videos und Fotos zu identifizieren und
riesige Mengen von Bilddaten zu durchsuchen und zu analysieren. Daran arbeiten wir sehr intensiv.
Wir müssen auch die Datenbanken der Polizei noch besser verknüpfen, damit die nötigen
Informationen für die Ermittlerinnen und Ermittler verfügbar sind, wir Straftaten schnell aufklären
und neue Straftaten bestmöglich verhindern können.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser © Peter Jülich
Haben Sie einen persönlichen Grundsatz den Sie als Bundesinnenministerin verfolgen?
Immer menschlich bleiben. Mir ist es zum Beispiel sehr wichtig, den Kontakt mit Einsatzkräften von
Polizei, Rettungsdiensten, Feuerwehr und THW zu suchen, die für unsere Sicherheit sorgen und im
Notfall Leben retten. Oft auch in gefährlichen Einsätzen. Nach schrecklichen Unglücken oder
Verbrechen spreche ich mit den Einsatzkräften. Aber auch wenn es um Flüchtlinge geht wie die
Menschen, die vor Putins grausamem Krieg aus der Ukraine zu uns geflohen sind, ist es mir wichtig,
dass wir Migration steuern und ordnen, zugleich aber auch Menschlichkeit und Solidarität zeigen.
Und gleichzeitig müssen wir die vielen praktischen Herausforderungen und Probleme lösen von der
Unterbringung bis zur Integration in Kitas und Schulen oder auf dem Arbeitsmarkt.
In Ihrer Amtszeit ist vieles in Deutschland passiert. Was hat Sie dazu bewegt immer
weiterzumachen? Gab es einen Punkt an dem Sie sich Ihren Beruf anders gewünscht hätten?
Als Politikerin ist es immer klar, dass man eine Aufgabe für eine gewisse Zeit hat. Wechsel und
Veränderungen gehören zur Demokratie. Ich habe mir meinen Beruf nie anders gewünscht – und
hatte auch kaum Zeit darüber nachzudenken. In meinem Amt bin ich meist von früh bis spät
unterwegs und habe unzählige Termine zu einer großen Breite an Themen von der Sicherheit, über
die Migration und die Digitalisierung bis hin zum Sport. Das mache ich sehr gerne.
Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, dass junge Menschen, insbesondere angehende Beamte
und Beamtinnen, wählen gehen und sich am demokratischen Prozess beteiligen?
Alle sollten wählen gehen und sich aktiv einbringen. Davon lebt die Demokratie. Und das ist
überhaupt nicht selbstverständlich, sondern wir müssen die Demokratie verteidigen. Wir sehen ja,
wie stark extremistische Kräfte sind. Jeder in unserer Gesellschaft hat mit seiner Stimme Einfluss und
kann genau das wieder ändern.
Neben Ihrer Rolle als Bundesinnenministerin sind Sie auch Mitglied der SPD. Warum glauben Sie,
dass die Sozialdemokratie die Antworten auf die sicherheitspolitischen Fragen unserer Zeit hat?
Für uns ist Sicherheit auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Der Staat muss alle Bürgerinnen und
Bürger schützen. Da darf es nie eine Rolle spielen, wie viel Geld sie haben, wo ihre Familien einmal
herkamen, wen sie lieben oder woran sie glauben. Und eine gute Sozialpolitik, gute Bildungs- und
Jugendarbeit ist die beste Prävention – also die beste Vorbeugung, damit junge Menschen nicht
kriminell werden. Dafür setzen wir uns ein.
Was würden Sie den jungen Menschen gerne sagen?
Engagiert Euch! Ob im Sportverein, in der Schule, in der Auszubildendenvertretung, dem Betriebsrat,
bei der freiwilligen Feuerwehr oder in einer demokratischen Partei – es gibt so viele Möglichkeiten,
Dinge zum besseren zu verändern und füreinander da zu sein.
Datum: 14.04.2025